Über Jens Hagen

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Jens Hagen 1980 (Foto © Dorothee Joachim / VG Bild-Kunst)

Jens Hagen (geb. 1944 in Steinhöring/Obb.) wuchs in Dinslaken am Niederrhein auf und lebte seit 1964 in Köln. Er begann mit 16 Jahren für Zeitungen zu schreiben (und zu fotografieren) und studierte – neben seiner damals journalistischen Arbeit – Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik. Seit 1969 arbeitete er auch für Funk und Fernsehen. Er war u.a. Lokal-, Gerichts- und Polizeireporter (z.B. für EXPRESS), ein Kenner der Rock-, Blues- und Songszene und gehörte zum Kollektiv der ersten alternativen Kölner Stadtzeitung ANA&BELA und der legendären WDR-Jugendsendung „Panoptikum“. Er schrieb für Zeitschriften wie „konkret“, „Spontan“, „underground“ und „DVZ“, war Mitbegründer von „Künstler für den Frieden“ und aktiver Gewerkschafter.

Seit 1980 arbeitete Jens Hagen als freier Schriftsteller und schrieb vor allem Hörspiele, Gedichte, Poeme, Satiren, Erzählungen, Drehbücher, erotische Kurzgeschichten und Romane. Er veröffentlichte über zwanzig Hörspiele, die von allen ARD-Rundfunkanstalten gesendet wurden, und etliche Bücher. 1997 erschien „Haiku Kriminale“ (Verlag Landpresse); drei weitere Haiku-Bände wurden in der edition fundamental veröffentlicht (2000, 2002, 2005).

Jens Hagen erhielt 1977 den Literatur-Förderpreis des Landes NRW, 1980 das Förderstipendium der Stadt Köln für Literatur, 1990 die Auszeichnung Hörspiel des Monats (für „Total real“), 1993 und 1996 Arbeitsstipendien (Hörspielförderung) der Filmstiftung NRW.

Parallel zu seiner literarischen Tätigkeit arbeitete Jens Hagen immer auch mit bildnerischen Mitteln (Zeichnungen, Objekte, „Stöcke“, „Steine“, Fotografie, Copy Art, Konkrete Poesie). 2000 wurden seine Fotos aus den 60er und frühen 70er Jahren publiziert („Mach mal bitte Platz, wir müssen hier stürmen – Als der Beat nach Deutschland kam“, Verlag M7) und im Rahmen der 14. Internationalen Photoszene Köln ausgestellt (Buchhandlung M7 und SK Stiftung Kultur, Köln). 2008 – 40 Jahre nach 1968 – fanden Präsentationen in der „fotopension“ und auf der Photokina statt. 2007 erschien „Ohio # 15, Photos von Jens Hagen“ mit Farbaufnahmen aus dem Jahr 2002.

Nach seinem Tod im Jahr 2004 wurde der umfangreiche Nachlass dem Historischen Archiv der Stadt Köln übergeben; dort fand 2005 unter dem Titel „Heute bin ich wieder Störer“ eine Ausstellung mit mehreren Veranstaltungen zu seinem Werk statt. Von Anfang 2006 bis Anfang 2009 konnte der Nachlass mit Unterstützung der Nyland-Stiftung durch den Sozialwissenschaftler Hans Burbaum fast vollständig verzeichnet werden. Bei dem katastrophalen Archiv-Einsturz am 3. März 2009 wurden – neben unzähligen Nachlässen und Dokumenten aus dem Kölner Kulturleben und somit unschätzbaren Werten aus über 1000 Jahren Kölner Stadtgeschichte – auch sämtliche Archivalien mit der Bestandsnummer 1753 in den Trümmern begraben und waren zunächst jahrelang verschollen (darunter zahlreiche unveröffentlichte Werke). Es ist einerseits glücklichen Umständen (wie z.B. der Position des Bestands im 6. Stock des alten Magazingebäudes), vor allem aber auch der engagierten, unter extremen Bedingungen geleisteten Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Historischen Archivs und allen an der Bergung Beteiligten zu verdanken, wenn es jetzt – fünf Jahre nach dem Einsturz – gelungen ist, wichtige Dokumente aus dem Nachlass Jens Hagens wieder für die Forschung und für das aktuelle Ausstellungs- und Buchprojekt zugänglich zu machen. Das Ausmaß der Katastrophe mit zwei Todesopfern und zahllosen Geschädigten und Traumatisierten wird dadurch keineswegs relativiert.

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